Zentrale der Stadtwerke Bayreuth

nichtoffener zweiphasiger Realisierungswettbewerb
Auslober: Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Standort: Bayreuth
Typologie: Büro | Werkstatt | Lager
Status: 2. Preis | Wettbewerb 2022

Auszug aus dem Erläuterungsbericht: 

Idee & Leitbild

Der Mäander fungiert sowohl als urbanes Gelenk zwischen zwei Stadtbereichen als auch als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Unternehmensbereichen der Stadtwerke Bayreuth.  In seiner mäandrierenden Grundform steht der Baukörper in ständigem Bezug zum Freiraum, dreht und wendet sich und vernetzt die Innen- und Außenbereiche miteinander. Das so entstehende motivierende Arbeitsumfeld regt zur Kommunikation und Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden an und repräsentiert die Stadtwerke Bayreuth als transparentes, attraktives und zukunftsweisendes Unternehmen in der Region. Klima, Licht und Energie treten in einen bewussten Dialog und differenzieren die aktivierte Dachlandschaft. Die neuen Stadtwerke bieten differenzierte Raumqualitäten erzeugen Bewegung, geben Orientierung und schaffen so einen identitätsstiftenden, sozialen Raum. Durch innovative Ansätze in der hybriden Gebäudekonzeption sowie den materialgerechten Einsatz von nachhaltigen Materialien, Fassadenbegrünung und Energieerzeugungsanlagen werden die neuen Stadtwerke zum Vorreiter für klimaneutrales und energieeffizientes Bauen.

Topos & Städtebau

Der fünfgeschossige Kopfbau mit Vorplatz bildet die Adresse und den städtebaulichen Auftakt der neuen Stadtwerke am Berliner Platz. Er dient als Entrée und trägt zur Wahrnehmbarkeit als zukunftsfähiges Unternehmen bei. Durch die beiden Höfe des Mäanders mit unterschiedlichen Charakteren verbindet sich das Haus mit der Umgebung. Der große und funktionale Betriebshof im westlichen Bereich öffnet sich in Richtung Norden zu den angrenzenden Gewerbegebieten. Er wird über eine Zaunanlage sicherheitstechnisch geschlossen. Der kleinere, in Richtung Stadt orientierte Hof, profitiert von seiner Südausrichtung und wird zur „grünen Klima-Oase“ der Stadtwerke. Durch Begrünung und „urban wetlands“ (Versickerungsanlagen) entsteht eine Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität für Mitarbeitende und Kund*innen.  Baulich fügt sich der Mäander in die heterogene städtebauliche Struktur der umliegenden Bebauung ein, indem er zwischen den großmaßstäblichen Hallen und der Blockrandbebauung östlich der Casselmannstraße vermittelt.

Typus & Struktur

Alle funktionalen Raumbezüge und die direkten Verbindungen zwischen Verwaltung, Werkstätten, Lagerbereichen und Betriebshof sind gemäß Betriebskonzept umgesetzt. Der Werkstattbereich als „Bindeglied“ zwischen technischen und administrativen Bereichen verknüpft die Hallen mit den Büros. Netzmanagement und Netzleitstelle liegen zentral als Schlüsselfunktionen mit direktem Sichtbezug zum Betriebshof. Die funktionsübergreifende Raumabfolge fördert interne Kommunikation und schafft eine Struktur der „kurzen Wege“. Die Konzeption der Verwaltungsbereiche ermöglicht jegliche Form von Bürokonzepten und Möblierung und schafft Raum für „New Work“.

Differenzierung & Dachlandschaft

Straßenseitig bildet der Mäander eine klare Raumkante aus, während er sich im Binnenbereich abstuft. Die so entstehenden Dachlandschaften werden zum differenzierten Freiraumangebot, dienen den Mitarbeitenden als kommunikative Treffpunkte und bieten Raum für informelles Arbeiten. Neben den Mitarbeiter-Terrassen im Verwaltungsbereich entstehen über den Parkdecks großflächige Energiedächer, die zu Gewinnung regenerativer Energie aus Photovoltaik dienen. Das „Klimadach“ über dem Verwaltungsbereich wird zur Forschungsplattform und Klimastation für neue innovative Konzepte (Klimalabor und Messstationen). Neben der Aktivierung fungieren die Dächer als sekundäre Erschließung, indem sie die unterschiedlichen Funktionsbereiche horizontal verbinden.

Äußere & Innere Erschließung

Das Erschließungskonzept setzt auf eine klare Trennung der Verkehrsströme: Die Zu- und Abfahrt des Schwerlastverkehrs erfolgt über die gemeinsam mit dem Busverkehr genutzte Einfahrt von der Eduard-Beyerlein-Straße. Die PKW erreichen die Parkdecks über die Rampe entlang der Hallenrückseite des Warmlagers ebenfalls von Süden. Besucher- und Barrierefreie Parkplätze werden auf Straßenniveau straßenbegleitend entlang der Eduard-Beyerlein-Straße in der Nähe zum Eingangsbereich vorgesehen. Die Cafeteria wird über den offenen Innenhof von Süden angeliefert.

Grün & Freiraum

Die Außenanlagen sind ruhig und klar gestaltet. Im Eingangsbereich entsteht ein offener multifunktional bespielbarer Platz. Fahrradparkplätze für Besucher sowie ein Behindertenstellplatz in Eingangsnähe sind in die Fläche integriert. Eine großzügige Grünfläche, die mit einer Baumgruppe überstanden ist, akzentuiert die Fläche. Die Nord- und Südseite des Gebäudes werden von blühenden Wiesenflächen mit lockerem Baumüberstand gesäumt. Die vorhandenen Alleen an der Eduard-Bayerlein- Straße und der Carl-Schüller-Straße werden beibehalten und ergänzt, so dass ein durchgängiger Allee Charakter bis zum Berliner Platz hin entsteht. Entlang der Eduard-Bayerlein-Straße werden Längs-Parker zwischen die neuen Baumstandorte eingebunden, so dass die Versiegelung hier möglichst gering ausfällt und der Verkehr gebündelt wird. Die notwendigen Zufahrten auf das Grundstück sind ebenfalls hier angeordnet, so dass die Verkehrsströme klar strukturiert sind. Die Straßenbreiten sind auf 6,5m bzw. 5,5m in der Carl-Schüller-Straße begrenzt. Dadurch wird eine Stärkung der Fußgängerbereiche sowie die Integration eines Radweges in Nord-Süd- Richtung ermöglicht. (…) Der Innenhof mit Außenbereich für die Cafeteria wird neues Herzstück der Gemeinschaftsflächen. Eine offene Wiesenfläche mit breitem Gräser und Staudensaum, wird von Silberweiden überstellt. Das Gelände fällt zum Gebäude hin flach ab und mündet in eine Wasserfläche, die zum einen als ökologisch wertvoller Baustein entwickelt wird, zum anderen eine ruhige und kontemplative Atmosphäre im Terrassenbereich schafft. (…)

Materialität & Atmosphäre

Die in den unterschiedlichen Funktionsbereichen einheitlich gegliederte Fassade besteht im Verwaltungsbereich aus einer sichtbaren Holzkonstruktion und eloxierten recycelten Aluminiumpaneelen in einem gedämpften Grünton. Im Bereich des Betriebshof mit den Werkstätten und Lagerbereichen werden die Fassadenfelder je nach Nutzung und Funktion mit Rolltoren, Stahlbetonsandwich-Elementen oder Profilit-Verglasung im Oberlichtbereich zur natürlichen Belichtung ausgefacht. Die Parkebenen oberhalb der Lagerbereiche werden durch eine großflächige immergrüne Fassadenbepflanzung zum zukunftsweisenden Sinnbild der neuen Stadtwerke. Die vertikalen Grünflächen beeinflussen das Kleinklima durch die Beschattung der Fassade und die Wasserverdunstung positiv.  Die aktivierten Flächen produzieren Sauerstoff und binden Kohlendioxid und Feinstaub. Das Parkhaus wird so zusammen mit der großflächigen Photovoltaikanlage zur „natürliche Klima-, Luftreinigungs- und Energieerzeugungsanlage“. Zudem werden die Lärmimmissionen des Schwerlastverkehrs durch den schallabsorbierenden Effekt des Laubs gepuffert. Die in die Geschossebenen integrierten Substratspeicher puffern das Regenwasser, speichern dieses und entlasten das öffentliche Kanalnetz im Falle eines Starkregenereignisses. Zusammen mit den einfachen und langlebigen Rankhilfen aus Edelstahl ist eine bewässerungsfreie, bewirtschaftungsarme und immergrüne Bepflanzung geplant.

Mitarbeit: Maria Hirschle, Milan Hochrein, Sarah Stehle, Chenyu Shi, Fabian Schmid
Landschaftsplanung: nowak.müller Landschaftsarchitekten PartG mbB
Tragwerksplanung: Tragraum Ingenieure
Klima- und Energieplanung: Transsolar Energietechnik GmbH
Brandschutzplanung: DAI Architekten Ingenieure