Wohn- und Geschäftshaus Aufsessplatz Nürnberg

Nichtoffener Realisierungswettbewerb
Auslober: TBB-IMETAAL Wohnungsbau GmbH
Standort: Nürnberg, Südstadt
Typologie: Mixed Use | Wohnen | Einzelhandel
Status: 1. Preis | Fassadenwettbewerb 2021

Auszug aus dem Erläuterungsbericht:

KONZEPT + KONTEXT
Die Gestalt der Neubebauung am Aufseßplatz bezieht ihre Identität aus dem Konzept einer mehrschichtigen Überlagerung der historischen Spuren und der Bebauung des Kontextes. So ist die historische Bebauung des ehemaligen Kaufhaus Schocken von Erich Mendelson Ausgangspunkt des Materialkonzeptes und der Gliederung der Fassade. Die Gliederung in eine öffentliche Gewerbezone mit Betonfertigteilen und der Obergeschosse mit Ziegelfassade wird aufgegriffen und modern und zeitgemäß interpretiert.

KONSTRUKTION + MATERIAL
Die subtile Gliederung der Fassade entsteht nicht durch bloße Farbgebung, sondern durch eine konzeptionelle Überlagerung und Durchmischung der Materialien. Die arkadenförmigen Bögen im Erdgeschoss vor den Gewerbebauten bestehen aus Recyclingbeton mit Klinkerzuschlägen von Abbruchklinkern in unterschiedlicher Durchmischung und Oberflächenbeschaffenheit. Die historische Spur des Kaufhauses von 1968 wird durch die Eiermann-Kacheln im Gewerbespiegel (Beschriftung) der Gewerbeeinheiten und Beleuchtung aufgegriffen und weiter fortgeführt. Die Struktur der Eiermann-Kacheln wird aufgegriffen und zum gestaltprägenden Element für die Rankgerüste und Brüstungsgeländer.

In den Obergeschossen wird eine nachhaltige, durchgängige Ziegelfassade vorgeschlagen. Die massive Ziegelwand schafft im Innenraum ein gesundes Raumklima und ist einfach elementiert baubar. Die äußere Schicht zur Stadt entsteht durch direkt ans Mauerwerk vorgemauerte Klinkersteine in unterschiedlichem Verband und unterschiedlich farbiger Prägung. Die subtile Gliederung der Außenfassade entsteht durch den unterschiedlichen Durchmischungsquotient verschiedener Farbtöne und Brände; teilweise werden Abbruchklinker beigemischt. Diese Durchmischung und die damit unmittelbar Verbunde Gewachsenheit knüpft an die Geschichte der Südstadt mit seiner Zerstörung und den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg an. Die Farbigkeit changiert zwischen beige und leicht rötlicher Tonigkeit und vermittelt zum heterogenen Kontext und der Farbgebung vom Sandstein des Nürnberger Stils.

Insgesamt entsteht eine sehr qualitätvolle, zeitgemäße und nachhaltige Fassade für das neue Wohn- und Geschäftshaus. Zeitlos genug, um zu überdauern, prägend und eigenständig genug, um dem Aufbruch der Südstadt am Aufseßplatz ein neues Gesicht zu verleihen. Die Geschichte des Ortes wird zum Ausgangspunkt und Identitätsmerkmal der Fassade und durch die Überlagerung der historischen Schichtung sehr eigenständig weiter interpretiert.

 

 

Mitarbeit: Miriam Horst, Yunji Scheid, Jonas Schergun
Landschaftsarchitektur: Koeber Landschaftsarchitektur GmbH, Stuttgart